RT Article T1 „Scriptura sui ipsius interpres“: Annäherungen an ein Konzept intertextueller Schriftauslegung JF Biblische Zeitschrift VO 63 IS 2 SP 163 OP 194 A1 Seiler, Stefan 1960- LA German PB Brill, Ferdinand Schöningh YR 2019 UL https://www.ixtheo.de/Record/1725914182 AB Ausgehend von einem forschungsgeschichtlichen Überblick werden die verschiedenen Faktoren intertextueller Kommunikation untersucht. Literarischer Referenzrahmen ist hierbei der „Kanon“ der Hebräischen Bibel, dessen in sich vernetzte Strukturen eine derartige Form der Lektüre nahelegen. Den Texten, die von ihrer kommunikativen Gestalt her verstanden werden, kommt im Dialog miteinander und im Gespräch mit den Rezipierenden eine produktive Eigenständigkeit zu. Durch die Wechselwirkung der am intertextuellen Geschehen beteiligten Größen können sich „sinndynamisierende Prozesse“ (R. Lachmann) vollziehen, wodurch sich erweiterte (theologische) Deutungshorizonte von manifestem Text und Referenztext(en) erschließen lassen. Am Beispiel des im anthologischen Stil verfassten Psalms 103 werden insbesondere die intertextuellen Bezüge der „Gnadenformel“ in V. 8 zu entsprechenden Referenztexten untersucht. Im „Gespräch“ mit Ex 34,6f. ergibt sich ein theologisch kontroverser Diskurs über die Frage nach göttlicher Vergeltung und Vergebung. Der Psalm selbst kann als Auslegung und Meditation der Barmherzigkeitsformel verstanden werden. Die Analyse weiterer infra- bzw. intratextueller Relationen verstärkt etwa das Motiv der Dignität des einzelnen Menschen (Ps 8,5f.) und beleuchtet das Verhältnis von Schuld und Gnade unter Einbeziehung der Vergänglichkeit des Menschen (Gen 3,19 [vgl. Gen 2,7f.]; Ps 90,5f.; Jes 40,8). Das Konzept intertextueller Schriftauslegung ist als Ergänzung und Bereicherung der historisch-kritischen Exegese zu verstehen, deren Ergebnisse unverzichtbar bleiben. K1 Gnadenformel K1 Intertextualität K1 Kanon K1 Ps 103 K1 Schuld K1 Vergänglichkeit K1 Vergebung DO 10.30965/25890468-06302001