Zeremonielle Gabe, Alterität und Anerkennung

Die Gabe kann, wie das Sein nach Aristoteles, in vielfacher Weise ausgesagt werden. Sie kann nicht nur, sie muss. Je nachdem, welche Praktiken und Akte man in Betracht zieht, fällt die Gabe unter unterschiedliche Kategorien. Wer das nicht zugeben möchte, läuft Gefahr, sich in schiefen Debatten zu ve...

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Bibliographic Details
Published in:Journal für Religionsphilosophie
Main Author: Hénaff, Marcel 1942-2018 (Author)
Format: Print Article
Language:German
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Published: Verlag Text & Dialog [2013]
In: Journal für Religionsphilosophie
Description
Summary:Die Gabe kann, wie das Sein nach Aristoteles, in vielfacher Weise ausgesagt werden. Sie kann nicht nur, sie muss. Je nachdem, welche Praktiken und Akte man in Betracht zieht, fällt die Gabe unter unterschiedliche Kategorien. Wer das nicht zugeben möchte, läuft Gefahr, sich in schiefen Debatten zu verlieren und Paralogismen zu produzieren. Die Schwierigkeit rührt zunächst daher, dass unter den verschiedenen Bedeutungen des Gabebegriffs eine von diesen - jedenfalls in unserer Geistesgeschichte - sich als selbstverständlich und darum als normativ gültig in den Vordergrund geschoben hat, nämlich die der rein oblativen Gabe. Diese Form ist wichtig, schön und völlig legitim, aber kein geeignetes Kriterium, um daran andere Formen zu messen wie die rituell-wechselseitige Gabe oder die solidarische Gabe. Die Beziehung zum Anderen ist nämlich je verschieden. Aus diesem Grund ist es von Bedeutung, hier gerade nach der Kategorie der Alterität zu fragen: Wie erscheint jeweils der Andere in diesen Gabetypen? Wie wird er als Empfänger der Gabe konstituiert und folglich als solcher anerkannt? Welchen Wesens ist diese Anerkennung? - So lauten die kritischen Fragen, die zu stellen wir für dringlich erachten. Doch vermöchte diese begriffliche Klärungsarbeit von allein noch nicht unserem eigentlichen Erkenntnisinteresse zu entsprechen. Indem wir die Fragestellung auf die zeremonielle Gabe im engeren Sinne fokusieren, wird es uns noch wesentlicher darum zu tun sein, gerade die Genealogie des spezifisch menschlichen Bandes als einer institutionellen Tatsache zu rekonstruieren, um von dieser Untersuchung aus auf das von seiner jeweiligen Ausprägung unabhängige Implikat des Gebens zurückzukommen. nämlich auf den notwndigen Prozess, aus sich selbst herauszugehen und den Anderen außer sich anzuerkennen.
ISSN:2194-2420
Contains:Enthalten in: Journal für Religionsphilosophie