Leo Kardinal Scheffczyk †, Christologie in der Dimension der Erfahrung: zur Christusdeutung von Edward Schillebeeckx: Erstpublikation des deutschen Originaltextes

Leo Scheffczyk untersucht eingehend jene bis in die frühen 1980er Jahre publizierten Schriften Edward Schillebeeckxʼ, die für die Christologie relevant sind. Dafür unterscheidet er eine „vorkritische“ Frühphase von den christologischen Hauptwerken und lässt seine Beobachtungen anhand von zwei später...

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Bibliographic Details
Main Author: Scheffczyk, Leo 1920-2005 (Author)
Contributors: Nebel, Johannes 1967- (Editor)
Format: Print Article
Language:German
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Published: Schneider 2020
In: Forum Katholische Theologie
Year: 2020, Volume: 36, Issue: 4, Pages: 241-261
Standardized Subjects / Keyword chains:B Scheffczyk, Leo 1920-2005 / Schillebeeckx, Edward 1914-2009 / Jesus Christus
IxTheo Classification:KAJ Church history 1914-; recent history
NBF Christology
Description
Summary:Leo Scheffczyk untersucht eingehend jene bis in die frühen 1980er Jahre publizierten Schriften Edward Schillebeeckxʼ, die für die Christologie relevant sind. Dafür unterscheidet er eine „vorkritische“ Frühphase von den christologischen Hauptwerken und lässt seine Beobachtungen anhand von zwei späteren kleineren Schriften abklingen. Für Schillebeeckxʼ frühe Veröffentlichungen konstatiert Scheffczyk noch eine Treue zur kirchlichen Lehre nach Maßgabe der Offenbarung, die mit modernen Kategorien der Begegnung, Erfahrung und Menschlichkeit nur in ein neues Licht gestellt wird. In Schillebeeckxʼ nachkonziliarer Wende zu kritischer Hermeneutik sei menschliche Erfahrung jedoch maßgebend geworden, einhergehend mit dem Bezug zur Praxis. Zur vollen Auswirkung komme dies in seinem zentralen Buch „Jesus. Die Geschichte von einem Lebenden“: Die Person Jesu werde – ohne methodische Legitimierung – einseitig von einer aus modernem Selbstverständnis rekonstruierten Erfahrung frühchristlicher Gemeinden erschlossen. Abschließend resümiert Scheffczyk, dass Schillebeeckx weder dem Glauben noch der Offenbarung eine begriffliche Eigenständigkeit gegenüber (damaliger wie heutiger) menschlicher Erfahrung zubillige und somit Offenbarung und Glaube subjektiv und willkürlich umpräge. – Scheffczyk ist sensibel für Schillebeeckxʼ Argumentationsgang, prüft gedankliche Kohärenz und begriffliche Klarheit. Scheffczyks Analyse bleibt bemerkenswert, weil es auch heute theologische Jesus-Bilder gibt, die wenigstens mittelbar abhängen von solchen Argumentationsmustern. Vor allem aber wird an Scheffczyks Darstellung erkennbar, wie maßgeblich die geistige Entwicklung eines Autors mitbedingt ist durch eine vorausgehende Unterlassung bestimmter Klärungen oder Ausblendung von Fragestellungen. Scheffczyks Untersuchung bietet außerdem einen Maßstab für das geistige Eingehen auf Denkbewegungen, die von der eigenen verschieden sind: Dabei werden berechtigte Anliegen bejaht, z.B. am Schluss des zweiten Hauptteils die heutige Bedeutung von Erfahrung und Praxis. Außerdem wird ganz am Ende die kritische Sichtung für die Möglichkeit künftiger positiver Entwicklung offengehalten.
Leo Scheffczyk examines in detail the writings of Edward Schillebeeckx, which are relevant for Christology and were published until the early 1980s. For this purpose, he distinguishes a „pre-critical“ early phase which differs from the main Christological works. Scheffczyk then allows his observation to fade abate while concentrating on two later smaller writings. For Schillebeeckxʼ early publications, Scheffczyk acknowledges fidelity to the church doctrine according to Revelation, only placed into a new light using modern categories such as encounter, experience and humanity. In Schillebeeckxʼs post-conciliar turn to critical hermeneutics, however, human experience had become decisive, accompanied by the reference to practice. The full impact is reached in his central book „Jesus. Die Geschichte von einem Lebenden“ („Jesus. An experiment in christology“): Without any methodological legitimation, the person of Jesus is unilaterally depicted as the result of an experience of early Christian communities reconstructed from modern self-understanding. Finally, Scheffczyk summarizes that Schillebeeckx does not allow a conceptual autonomy either to faith or to revelation in relation to human experience (then as well as today‘s). He thus subjectively and arbitrarily re-embossed revelation and faith. – Scheffczyk is sensitive to Schillebeeckxʼs line of reasoning, examines mental coherence and conceptual clarity. Scheffczyk‘s analysis remains remarkable, because even today there are theological images of Jesus that depend at least indirectly on such patterns of argumentation. Above all, however, Scheffczyk‘s account shows how an author’s spiritual development is partly due to a prior omission of certain clarifications or suppression of questions. Scheffczyk‘s study also provides a benchmark for mental response to thought movements which differ from one‘s own: In doing so, legitimate concerns are affirmed, e.g. at the end of the second main part today‘s importance of experience and practice. In addition, at the very end, the critical sighting is kept open for the possibility of future positive development.
ISSN:0178-1626
Contains:Enthalten in: Forum Katholische Theologie