Erfahrung (in) geteilter Wirklichkeit: drei kritische Anmerkungen zum Erfahrungsbegriff in unserer Gegenwart

Mit Erfahrungen ist vorsichtig umzugehen - jedenfalls in politischen und wissenschaftlichen Debatten im Kontext der Krisen der Gegenwartsgesellschaft. Die politischen und sozialen Krisen der Gegenwart werden schließlich häufig mit "Erfahrungen" von Menschen erklärt und - umgekehrt - mit p...

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Bibliographic Details
Subtitles:"Ge|teilte Wirklichkeit"
Main Author: Rhein, Philipp 1989- (Author)
Format: Electronic Article
Language:German
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Fernleihe:Fernleihe für die Fachinformationsdienste
Published: Ketteler 2024
In: Ethik und Gesellschaft
Year: 2024, Issue: 1, Pages: 1-24
Online Access: Volltext (kostenfrei)
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Description
Summary:Mit Erfahrungen ist vorsichtig umzugehen - jedenfalls in politischen und wissenschaftlichen Debatten im Kontext der Krisen der Gegenwartsgesellschaft. Die politischen und sozialen Krisen der Gegenwart werden schließlich häufig mit "Erfahrungen" von Menschen erklärt und - umgekehrt - mit politisch motivierten Behauptungen über Erfahrungen befeuert. Derlei essentialisierte Erfahrungsbegrifflichkeit und ihre politische Indienstnahme schließen den Raum des Politischen und behindern politische Deliberation. In der politischen Auseinandersetzung besteht die Gefahr, dass diskursiv konstruierte Erfahrungen unversöhnlicher Polarisierungen auf der einen Seite, Erfahrungswelten eines hyperpolitischen Individualismus auf der anderen Seite jede Form des politischen Ausgleichs und Konsenses behindern. Der Beitrag setzt sich auf drei Ebenen kritisch mit dem Erfahrungsbegriff im Kontext dieser Diskurslage auseinander. Durch Rückgriff auf wissenssoziologische Theorie wird ein überindividuell konzipierter und ent-essentialisierter Erfahrungsbegriff vorgeschlagen, der bei der kritischen Analyse der politischen Gegenwartsverhältnisse hilfreich sein soll. Mit ihm lässt sich eine Reflexion anstoßen in Zeiten, in denen Erfahrungen hypostasiert, d. h. essentialisiert werden, darin sozialtheoretisch unkritisch aufgewertet werden und in ihrer Bedeutung für das politische Geschehen der Gegenwart überschätzt werden. Ein wissenssoziologisch-konstruktivistischer Erfahrungsbegriff leistet einen Beitrag dazu, einen politischen Begriff von Erfahrung "wiederzugewinnen".
ISSN:2365-6565
Contains:Enthalten in: Ethik und Gesellschaft
Persistent identifiers:DOI: 10.18156/eug-1-2024-art-4